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4. Etappe Macra – San Martino
Vom Posto Tappa zum Pestasyl

Die Truppe
Im für Bewegungstherapeuten, Männergruppen, Esoterikzirkel und ermattete Wanderer lieblichen „Centro Culturale Borgata“ (San Martino) kommen wir nach über 7 Stunden strammen Wanderns, ziemlich geschlaucht, aber auch ein wenig stolz ob des zurückgelegten Weges an. Beim Apéro quälen Küchendüfte den Geduldsnerv. Es ist noch Zeit, sich zu erinnern: Der Tag hat ähnlich dynamisch begonnen wie die vorangegangenen: In gewohnt trockener und durchsetzungsstarker Feldwebel-Manier weckt Jürgen die Gruppe um Punkt 7 Uhr. Ein ebenso zielstrebiger Norbert eilt, den ersten Etappenabschnitt und die sengende Sonne vor Augen, in die Küche des PT, um die etwas zu klein geratene Cafeteria in Gang zu setzen. Nachdem alle sukzessive durch den Durchlauferhitzer Badezimmer strömen, kommen sie mental gestärkt in den Speiseraum, wo aus vielen Tüten und zahlreichen Händen ein den Umständen entsprechend flottes Frühstück bereitet wird. Tee bietet Kaffeeersatz und weckt weitere Lebensgeister. Nur Angelika dürstet es nach Kaffee, und mit mitleidsvoller Miene motiviert sie Norbert zu einem zweiten Einsatz an der Cafeteria. Karin gibt zwischendurch einige Textproben aus dem Gästebuch zum Besten: Ein Paar verspricht seine Hochzeitsreise um PT Macra zu beginnen. In der Tat, einige Monate später findet sich der Eintrag der frischgebackenen Eheleute. Welch erotisches Ambiente für die Flitterwochen!
Aufbruch, Zahlen beim Hüttenwirt, kurzer körpersprachlich gestützter Dialog: „San Martino?“ – „Sì!“ – „Buone gambe!“ Er greift sich an die Oberschenkel und zieht mit einer Mischung aus Mitleid, Spott und Ermutigung die Augenbraue hoch. Die Signora steckt den Kopf aus der Küchentür: „Otto persone, per due?“ Ich verstehe nicht recht. Mit einer unterdrückenden Handbewegung bringt er sie zum Schweigen und kassiert. Ich schaffe es gerade noch der Signora ein Lob für das gereinigte und – meine Hand geht zur Nase – nicht muffelig riechende Schlafgemach loszuwerden. Sie versteht sofort: „No profumo!“ – oder so ähnlich. Ich nicke. Man muß die Menschen in ihrem Gelingen positiv bestärken – mit Rücksicht auf den nächsten PT-Besucher. Letztes Wasserfassen, Gurte stramm ziehen. Es geht los!
Wir folgen der Wegmarkierung entlang einer Trockenmauer, der Weg steigt an. Wir durchqueren ein Waldstück, der Weg steigt an. Ein trockenes Flußbett dient für einige hundert Meter als percorso. Der Weg steigt immer noch an. Durch vom Waldbrand 1990 heimgesuchtes Waldgebiet hinauf zum ersten Berggrat sind es, am Ende steil ansteigend, 400 Höhenmeter. Nun ja, da zeigt sogar Norbert als erfahrener Bergführer leichte Schwächen und stützt sich, tief durchatmend, mit einem durch die Zähne gepressten: „Ganz schön steil!“ auf die Wanderstöcke. Ein großes ungewolltes Lob für die unerfahrenen Junggänse, die klaglos Schritt halten. Der Grat bietet Platz für erstes Verschnaufen und eine grandiose Aussicht. Von nun an geht es munter bergauf und bergab. Jeder Talgrund, jeder Talbogen wird in ganzer Tiefe und Länge ausgemessen. Viermal runter und rauf, durch menschenleere Weiler, verlassene Gehöfte und wüste Terassenfelder. Am erstaunlichsten ist die Vielzahl der Kirchen; an einsamsten Orten, auf unwegsamen Berggipfeln, im winzigen Borgata Caudano, wo noch vier Menschen neben dem Pestasyl aus der Renaissance leben. Viel gesehen, Beine gut gespürt und mords hungrig – das ist das Fazit des Tages! (V.K.)

Antipasti

Peperoni frittati con acciughe (in Öl gebratene Paprikaschoten mit Sardellen)
Frittata di zucchini con salsa verde (Zucchiniomlett mit grüner Soße)
PrimoTagliatelle con funghi freschi (Nudeln mit frischen Pilzen)
SecondoSpezzatine di vitello con patate e peperoni (Kalbsragout/Kartoffeln/Paprika)
DolceTopfenstrudel mit Aprikosen



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karin@simon-schellhaas.de